Wir misten aus. Deshalb verkaufe und verschenke ich momentan eine Menge Krimskrams, der sich so in den vergangenen Jahren bei mir und meiner Frau angesammelt hat: Bücher, alte WLAN-Router, Drucker und Haushaltsartikel. Kürzlich auch eine Massage-Matte. Die hat mir meine Vormieterin hinterlassen, als sie ausgezogen ist. Anscheinend war sie fast unbenutzt – und irgendwie zu schade zum Wegschmeißen. Also habe ich sie kurzerhand bei den Ebay-Kleinanzeigen angeboten. Ein paar Mausklicks zwei Zeilen Text – fertig. Eigentlich. Doch während praktisch alle meine bisherigen Anzeigen sofort frei geschaltet wurden – hieß es hier erst mal gut eine halbe Stunde lang: „Anzeige wird geprüft“ …
Seltsam? Nicht wirklich. Ebay ist ein amerikanisches Unternehmen. Und genau wie Facebook offenbar den Anblick von weiblichen Brustwarzen für gefährlich hält, möchte Ebay verhindern, dass über ihre Plattform Dinge verkauft werden, „… die gegen gesetzliche Vorschriften, Rechte Dritter oder gegen die guten Sitten verstoßen.“ Und was die guten Sitten sind – das bestimmt natürlich Ebay selbst. In den Nutzungsbedingungen ist es deshalb explizit verboten, gebrauchte Unterwäsche oder gar Damenstrumpfhosen zu verkaufen. Es könnte ja sein, dass sich irgendwer an dem Gedanken aufgeilt, dass ein Damenhöschen schon mal von einer hübschen Blondine getragen wurde. Auch wenn die meisten Baumwoll-Schlübber eher unsexy sein dürften…
Aber eine Massagematte? Vielleicht fällt die ja unter das Stichwort „Medizinprodukte“?! Auch die sind laut einer langen Liste bei den Ebay-Kleinanzeigen verboten. Genau wie „Gegenstände mit Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen“, „Radioaktive Stoffe, Gift- und Explosivstoffe“ und … aha!… „Prostitution“. Und vermutlich liegt genau hier der Grund für die lange Prüfung. Denn in der Artikelbeschreibung habe ich das ganze „Massagematte Massagegerät Massage“ genannt. Und Massage, das ist im amerikanischen ja offenbar auch ein Synonym für Prostitution…
Erstaunlich finde ich dabei auch gar nicht so sehr, dass Ebay offenbar automatisiert bestimmte Anzeigen genauer prüft, die ein „verdächtiges“ Suchwort enthalten. Wirklich erstaunlich finde ich es, dass anschließend sogar die E-Mails der Interessenten kontrolliert werden. Aufgefallen ist mir das erst, als ich meine Anzeige deaktiviert hatte, weil schon genug Anfragen da waren. Rund eine Stunde später kamen dann plötzlich noch einmal geballt 5 E-Mails von Interessenten, die auch gerne meine Massage-Matte haben wollten. Dabei war die Anzeige ja schon eine ganze Weile nicht mehr online. Offenbar vermutet Ebay, dass auch hinter vermeintlich „unschuldigen“ Anzeigen doch böses stecken könnte.
Ein Skandal ist das nicht wirklich. Ebay muss zumindest gegen gesetzlich verbotene Artikel und Dienstleistungen vorgehen. Und dass bei der Suche nach vermeintlich „anrüchigen“ Anzeigen auch meine Massage-Matte ins Schleppnetz gerät, ist zumindest nachvollziehbar. Wie intensiv hier „überwacht“ wird hat mich allerdings dann doch erstaunt. Denn dass offenbar auch die Mails der Interessenten geprüft und gegebenenfalls mitgelesen werden, dürfte wohl kaum einem Nutzer bewusst sein.
PS: Dass bei Ebay tatsächlich Menschen Anzeigen und Mails auf irgendwelchen „Schweinkram“ prüfen, ist bisher einzig eine Vermutung, gestützt auf meine oben geschilderten Erlebnisse. Ich habe die Pressestelle von Ebay gefragt, ob das korrekt ist, wie viele Anzeigen von solchen Prüfungen betroffen sind – und wie viele Mitarbeit mit den Prüfungen beschäftigt sind, aber bisher keine Antwort erhalten.