In den USA ist bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto des Fahrdienst-Vermittler Uber eine Frau getötet worden. Sie war als Fußgängerin unterwegs und wurde von dem Wagen erfasst, als sie eine Straße überqueren wollte. Es ist der weltweit erste Todesfall mit einem selbstfahrenden Autos. Uber hat die Testfahrten vorerst eingestellt – und eine Debatte um die Sicherheit beim autonomen Fahren hat begonnen. Doch langfristig wäre es sinnvoll, Computern das Steuern des Autoverkehrs zu überlassen. Ein Kommentar für den Deutschlandfunk, gesendet am 20. März 2018.
Die Fragen, die der tödliche Unfall in Arizona aufwirft, sprengen die Regeln der Logik: Oder macht es wirklich einen Unterschied, ob ein Mensch von einem unachtsamen Autofahrer überfahren wird – oder von einer Maschine? Ist ein Unfalltod schlimmer, wenn eine Software die falsche Entscheidung getroffen hat?
Offenbar schon – auch wenn es sich rational kaum erklären lässt. Doch es gibt eine zutiefst menschliche Erklärung: Wir Menschen lassen uns nur ungern zum Objekt degradieren – zum Spielball von Mächten, die wir selbst nicht kontrollieren können. Wir möchten Herr über unser eigenes Schicksal sein. Maschinen, die Menschen töten, machen uns deshalb Angst. Anders lassen sich die Schlagzeilen kaum erklären, die jeder Unfall mit einem autonomen Fahrzeug verursacht.
Die Wahrheit ist aber auch: Der Glaube an die selbstbestimmte Sicherheit des menschlichen Autofahrers ist vor allem eine Illusion. Denn allein in Deutschland sterben zurzeit pro Jahr über 3000 Menschen bei Verkehrsunfällen. Fast alle, weil menschliche Autofahrer Fehler gemacht haben. Weil sie zu schnell gefahren sind, weil sie nicht ordentlich geschaut haben, oder weil Menschen am Steuer mit dem Smartphone telefoniert haben.
3000 Tote. Pro Jahr – durch die immer gleichen Fehler. Das ist keine gottgegebene, irgendwie akzeptable Größenordnung – sondern der eigentliche Skandal. Denn das sind zwar deutlich weniger Verkehrstote als beispielsweise in 1980er Jahren. Doch diesen Rückgang verdanken wir Experten zufolge eben vor allem der besseren Technik: Sicherheitsgurten, Airbags. Von rücksichtsvollerem Fahren ist dagegen auf Deutschlands Straßen wenig zu spüren. Es wird deshalb Zeit, den Menschen langsam aus dieser Gleichung herauszunehmen – und mittelfristig durch selbstfahrende Autos zu ersetzen. Nicht aus fanatischer Technik-Gläubigkeit – sondern um Menschenleben zu retten. Denn 3000 Tote pro Jahr sind immer noch zu viel.
Allerdings ist auch klar: Noch ist die Technik für das autonomes Fahren wohl nicht ausgereift. Die Maschinen müssen noch dazu lernen und verbessert werden. Vielleicht ist die Zeit auch tatsächlich noch nicht reif für selbstständige Fahrten im realen Straßenverkehr. Deshalb ist es gut und richtig, dass Uber seine Testfahrten nach dem Unfall in Arizona ausgesetzt hat. Jeder Unfall muss genau untersucht werden. Anschließend sollte die Technik verbessert werden – damit die gleichen Fehler in Zukunft nicht wieder zu Unfällen führen.
Das ist der entscheidende Unterschied zwischen Mensch und Maschine: Bei einer Software reicht in solchen Fällen oft ein kleines Update aus, ein paar Zeilen zusätzlicher Programmcode. Dann werden auf einen Schlag hunderttausende Autos sicherer – und das Risiko von einer bestimmten Art von Unfällen wird kleiner.
Viele menschliche Autofahrer wollen dagegen nicht einmal auf die dümmsten Fahrfehler verzichten: Sie setzen sich weiterhin angetrunken ans Steuer, fahren zu dicht auf oder schneller als erlaubt. Wenn es dann doch zum Unfall kommt, dann war aber wenigstens keine unberechenbare Maschine schuld.