Bis zum 29. Juli 2016 konnten Windows-Nutzer ihr System kostenlos auf Windows 10 umstellen. Nur vier Tage nach Ablauf der Frist ruft Microsoft seine Nutzer auf, erneut ein Update zu installieren. Doch die neue Version bringt nicht nur Vorteile. Einige Features sind datenschutzrechtlich durchaus bedenklich. Für den DLF habe ich die wichtigsten Punkte erklärt.
Warum gibt es jetzt schon wieder das Update zum Update?
Der Grundgedanke ist eigentlich gut. Windows 10 wird beworben als “Software as a Service”, sprich: Es wird nicht mehr ein komplett abgeschlossenes, fertiges Betriebssystem verkauft, mit dem die Kunden dann die nächsten 5 bis 10 Jahre leben müssen – sondern quasi die Dienstleistung oder der “Service” immer ein aktuelles Betriebssystem auf dem Rechner zu habe. Gab es neue Funktionen bei die früheren Windows-Versionen fast nie, soll Windows 10 permanent weiterentwickelt werden. Neue Funktionen und Verbesserungen werden dann alle paar mal in Rahmen von größeren Updates auf neue Windows 10 Versionen eingespielt.
Der Grundgedanke ist also durchaus gut. Nur die Umsetzung ist etwas fragwürdig. Denn das Update auf die neue Windows 10 Version, das sogenannte “Anniversary Update”, wird genauso installiert wie das Update von Windows 7/8 auf Windows 10. Das bedeutet: Mein Rechner ist mit dem Update in der Regel mindestens eine halbe Stunde bis 45 Minuten beschäftigt.
Das ist schon etwas seltsam. Denn die Option zum kostenlosen Windows 10 Update ist ja gerade erst ausgelaufen und viele Kunden sind erst in letzter Sekunde zum neuen System gewechselt. Gerade solche Kunden, die vielleicht etwas widerwillig oder zögerlich umgestiegen sind, müssen jetzt innerhalb weniger Tage den gleichen Prozess zum zweiten mal mitmachen. Und sie sind also wieder eine ganze Weile mit dem Einspielen des nächsten Updates beschäftigt. Die Freude über das neue System dürfte sich da dann doch eher in Grenzen halten. Hier hätte Microsoft vielleicht doch über den Termin für das neue Update noch einmal nachdenken sollen.
Welche neue Funktionen gibt es?
Die meisten Änderungen sind vor allem Verbesserungen in Details. So wurde bei den Sicherheitsfunktionen einiges verbessert, beispielsweise beim eingebauten Virenschutz “Windows Defender”. Neu ist auch die Funktion “Windows Ink” mit der sich handschriftliche Notizen oder Skizzen machen lassen.
Außerdem soll der digitale Assistent Cortana künftig aufgewertet werden und eine wichtigere Rolle im Betriebssystem bekommen. So lässt sich Cortana zukünftig besser per Sprache bedienen. Zukünftig lassen sich so beispielsweise per Sprachkommando auch Termine erstellen oder bestimmte Informationen abrufen, wenn Bildschirm gesperrt ist.
Außerdem wird Cortana künftig auch die zentrale Suchfunktion für alle Inhalte auf dem PC. Das ist einerseits praktisch: Wenn ich einen Begriff ins Cortana-Suchfenster eintippe, sucht der Assistent automatisch sowohl auf meinem Computer nach passenden Dokumenten – als auch per Internet nach diesem Suchbegriff. Das könnte in vielen Fällen doppeltes Tippen ersparen – ist aber aus Datenschutzgründen durchaus bedenklich.
Denn dadurch wird automatisch jeder Suchbegriff parallel an die Microsoft-Suchmaschine Bing übermittelt. Und das kann durchaus heikel sein. Denn Suchbegriffe sind oft sehr persönlich. Wer auf seinem Computer nach “Testament” oder bestimmten anderen Schlagwörtern sucht, will vielleicht nicht in jedem Fall, dass diese Wörter auch an Microsoft übermittelt werden.
Kann ich die parallele Web-Suche irgendwie abstellen?
Das ist leider nicht ganz so einfach. Bisher gab es bei Windows 10 dafür einen Schalter, mit dem das gleichzeitige Suchen bei Microsoft Bing einfach deaktiviert werden konnte. Mit dem neuen “Anniversary Update” wird dieser Schalter jetzt allerdings entfernt. Auch Cortana lässt sich zukünftig nicht mehr einfach abschalten.
Microsoft empfiehlt Nutzern mit Datenschutzbedenken dazu, Cortana ohne ein Microsoft-Konto zu benutzen. Damit lässt sich wohl tatsächlich verhindern, dass die Suchbegriffe auch noch mit meinen anderen persönlichen Daten benutzt werden. Aber übermittelt werden die Daten eben weiterhin an Microsoft. Hier ist durchaus fraglich, ob nach deutschem und europäischen Recht datenschutzrechtlich überhaupt zulässig ist, so lange die Nutzer dem nicht aktiv zugestimmt haben oder zumindest die Möglichkeit haben, diese Funktion zu deaktivieren.
Die Kollegen von Heise Online haben eine Art Trick veröffentlich, mit dem sich Cortana angeblich komplett abstellen lässt. Allerdings müssen die Nutzer dafür die sogenannte “Registry” verändern, also in die tiefsten Einstellungen von Windows vordringen. Das ist durchaus heikel. Microsoft warnt Anwender vor Eingriffen in die Registry, da das System damit im schlimmsten Fall komplett unbrauchbar gemacht werden kann. Wer es trotzdem – auf eigene Gefahr! – versuchen möchte, findet hier den entsprechenden Link:
Heise Online: Windows 10 Anniversary Update: Ausschalten der Web-Suche nur noch mit Bastelei