Streng geheim: Warum mich Tarnnamen und Pseudonyme bei Facebook & Co. nerven

Facebook: Streng geheim! Montage: SR

Grundsätzlich finde ich es ja durchaus sympathisch: Immer mehr Facebook-Nutzer greifen zur Selbsthilfe gegen die „Datenkrake“ Facebook. Sie posten weniger persönliche Daten über sich selbst oder löschen überflüssige Daten aus ihren Facebook-Fotoalben und -Profilen. Vor allem in den letzten Monaten kann ich allerdings noch einen anderen Trend beobachten: Immer mehr meiner Facebook-Kontakte ändern ihren Profil-Namen ab und surfen unter einem „Pseudonym“ oder „Tarnnamen“. Und genau hier fängt das Problem an. Denn immer häufiger kann ich deshalb nicht mehr erkennen, wer sich hinter diesen teilweise doch sehr kryptischen Kürzeln verbirgt.

Unter einem Foto von mir steht dann mal wieder ein Kommentar von „Aleks Ander“ oder „Marie K“ – und ich habe keinen Schimmer, wer das bitteschön sein soll. Manche Tarnnamen sind noch schräger und bestehen nur aus Symbolen oder auch aus kyrillischen Buchstaben. Am einfachsten ist es noch, wenn jemand tatsächlich seinen Spitznamen benutzt, den er oder sie auch im „richtigen Leben“ da draußen oft benutzt. Dann kann ich die Leute oft noch halbwegs zuordnen. Aber schon der abgekürzte oder verschlüsselte Vor- oder Nachname verwirren oft mehr, als das sie helfen. Denn unglaublich aber wahr: ich kenne mindestens 5 Alexander und 7 Maries oder Marias.

Teilweise gibt es immerhin noch ein paar Fotos oder Pinnwandeinträge – und ich kann aus diesen Indizien mit mehr oder weniger Mühe erraten, wer denn eigentlich zu diesem Facebook-Profil gehört. Oft genug gibt es aber nicht einmal mehr das. Also: Mission gelungen. Ihr habt Eure Spuren gekonnt verwischt. Aber eben nicht nur gegenüber Facebook – sondern auch gegenüber euren Facebook-Freunden.

Übrigens wird momentan über eine Pflicht zur Benutzung von Klarnamen auf Facebook vor Gericht gestritten. Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz in Kiel hat Facebook verklagt, damit sie zukünftig auch Nutzerkonten unter Pseudonym offiziell erlauben. Denn eigentlich haben ja alle Facebook-Nutzer bei der Registrierung hoch und heilig versprochen, ihren richtigen Namen anzugeben, und keine falschen persönlichen Daten in ihrem Profil einzutragen. (Nachlesen kann man das hier, in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook unter Punkt 4.) Grundsätzlich hat in Deutschland laut Telemediengesetz aber jeder das Recht, Internetdienste auch unter Pseudonym zu nutzen.

Das finde ich auch gut so – und ich will hier auch nicht die Pseudonyme grundsätzlich schlecht reden. Es gibt sehr gute Gründe, warum jeder das Recht haben sollte, eben doch sich auch beispielsweise anonym zu einem aktuellen politischen Thema zu äußern oder anoynm mit jemand in Kontakt zu sein. (Sehr schön aufgedröselt wird das beispielweise in diesem Beitrag vom Deutschlandfunk hier oder hier auf sueddeutsche.de.) Nur erschweren Pseudonyme eben auch eine wichtige Grundfunktion von Facebook oder anderen Netzwerken: Die Nutzung als Werkzeug um Kontakte und Freundschaften zu pflegen.

Deshalb meine Bitte: Wenn Ihr unbedingt Pseudonyme benutzen möchtet oder vielleicht sogar müsst: Macht es mir und Euren anderen Freunden doch nicht ganz so kompliziert und hinterlasst in euren Profilen wenigstens ein paar halbwegs eindeutige Hinweise darauf, wer ihr wirklich seid. Die sollten möglichst schnell zu finden sein und nicht im hinterletzten Fotoalbum versteckt sein. Und überlegt doch noch einmal, ob ihr wirklich Euren Profilnamen verändern musst oder es nicht vielleicht doch reicht, mit den Privatsphäre-Einstellungen die Inhalte in Eurem Profil auf den (engen) Freundeskreis zu beschränken.

Wer noch ein wenig mehr Privatsphäre möchte, der kann sich übrigens noch problemlos ein zweites (oder drittes, viertes…) Facebook-Profil anlegen. Mit dem einem Konto – unter dem richtigen Namen – kann man dann die Freundschaften pflegen, die man pflegen möchte. Das zweite Konto eröffnet man unter einem falschen Namen, und kann damit dann nach Herzenslust auf den Facebook-Seiten seiner Lieblingsporno-Darstellerin rumtrollen oder bei Farmville oder mit anderen Spielen Zeit verbringen. Alles was man dazu braucht, ist eine zweite E-Mail-Adresse, und die lässt sich beispielsweise bei Google, GMX oder Hotmail kostenlos und innerhalb von wenigen Minuten einrichten.